Wo Pädagogik drin ist…
Erstmals veröffentlich am 16.11.2017
Das neue Semster hat spannend angefangen, mit vielen Fragen in einer universitären Großveranstaltung zum pädagogischen Grundbegriffen.
Ein rezentes Event war meine alljährliche Präsentation der Berufsmöglichkeiten von Pädagogikstudierenden des ersten Semesters. Die vergangenen Jahre habe ich hier immer über verschiedene Berufe und die Kompetenzen oder Fähigkeiten gesprochen, die in diesen Berufen gefragt sind. Gestern habe ich das erste Mal wirklich und vertieft darüber gesprochen, welche Gelegenheiten das Studium bietet, sich mit der Welt in der wir leben auseinander zu setzten. Spontan habe ich erzählt, wo im alltäglichen Leben ‚Pädagogik’ ‚drin’ ist. Das erste Beispiel ist offensichtlich: Ein dreijähriges Kind schmeißt sich vor dem Supermarkt auf den Boden. Welche Möglichkeiten gibt es hier zu reagieren. Aus der Antwort einer Studentin konnte ich ableiten, dass es um Macht geht und um Öffentlichkeit. Und darum, das Richtige tun zu wollen. Die These der Studentin lautete, dass es galt zu ‚gewinnen’, um dem Kind nicht zu vermitteln, dass ‚Schreien’ dazu führt, den eigenen Willen durchzusetzen. Ich habe versucht zu vermitteln, dass auch die Perspektive hinter der Handlung interessant sein kann. Nämlich die Frage, wer wird wozu erzogen? Wer entscheidet, nach welchen Regeln die Welt ‚bespielt’ werden soll? Und wer kann überprüfen ob welche Erziehungs’maßnahmen’ ‚ zu welchem Ziel führen.
Das zweite Beispiel, das ich nannte war der Strafzettel, den ich vor meiner eigenen Haustür bekommen habe. Ich stand also unwissentlich im Halteverbot um mein Gepäck ins Auto zu laden. Obwohl ich nicht länger als 5 Minuten stand, ließ der Strafzettelschreiber nicht ab. Ich müsse ja die Regeln befolgen, so wie alle anderen auch. Ärgerlich an sich, allerdings erschreckender: Was passiert in einer Welt, in der die Regeln vor menschliche Grundempfindungen und Bedürfnisse gestellt werden. Wer entscheidet wann über solche die Regeln, bzw. ist diesen RegelentscheiderInnen zuzutrauen, dass sie die Regeln durchdacht haben? Und wie geht es der ‚Exekutive‘ damit? Ein anderes Beispiel wäre inzwischen das Verschleierungsverbot in Österreich, das dramatischerweise einen Diskurs einfärbt (und zwar auf dem Rücken/Gesicht von Frauen) und durch Feste wie Fasching und die kommende Skisaison lächerliche Ausformungen erhält. Dies habe ich aus verschiedenen Gründen nicht in der Veranstaltung erwähnt. Wo ist also überall Pädagogik drin? Wie können also pädagogische Grundbegriffe, wie Bildung, Erziehung oder Sozialisation in der aktuellen Gesellschaft gefunden, definiert, implementiert oder umgedeutet werden, bzw. wie findet der Diskurs über genau jendes statt? Das waren diesmal die Fragen zu denen ich aufgerufen habe, sich als PädagogikstudentIn von Anfang an zu stellen. Damit die Suche nach Wahrheit nicht nur von unhinterfragten subjektiven Tatsachen geprägt wird.