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Kategorie: Bildungswissenschaft

„Was machen wir denn nun wegen ChatGPT“?

KI bzw. in diesem Fall generative KI-Sprachmodelle können einen Beitrag leisten, die Hochschullehre positiv zu verändern: Einerseits kann tatsächlich Entlastung der Lehrenden in ihrem Workload entstehen, damit sie mehr Zeit haben für die Lernzielerreichung der Studierenden (z.B. durch mehr Feedbackschleifen o.ä.). Andererseits müssen wir unsere Aufgabenstellung für die Leistungsüberprüfung überdenken: Zusammenfassungen oder schriftliche Kommentare können sehr leicht mittels ChatGPT generiert werden (wobei das natürlich eine Erschleichung der Leistung seitens der Studierenden wäre). Vielleicht macht es Sinn andere Aufgabenstellungen zu überlegen, bzw. wieder vermehrt mündliche Leistungen in die Lehre zu integrieren. Auch muss hinterfragt werden, welche Kompetenzziele sich lohnen. Der Behauptung, Studierenden müssten nur wissen, wie sie etwas finden oder wo es steht, stimme ich nicht zu! Studierenden müssen Professionswissen abrufen können und über einen Fundus verfügen, um kreative, innovative Lösungen im Berufsleben zu generieren.

Rollen in der Lehre

Auch kreativere Begriffe, die erst individuell mit Leben befüllt werden müssen, lassen sich gut für die Darstellung von Lehrtätigkeiten verwenden: Gärtner:in, Geburtshelfer:in, Mahner:in, Vortänzer:in, Kabarettist:in und viele weitere. Hier stellt sich die Frage: Wer möchte ich für die Studierenden sein? Der Blick ist dabei auf die Lernenden gerichtet, in deren Dienst bzw. im Dienst derer Lernprozesse ich als Lehrperson stets stehe.

Sind nur mitarbeitende Studierende aufmerksam?

Eine Kollegin berichtete, dass sie asynchrone Mitarbeit bewertet. Diese Idee ist deswegen lernförderlich, weil so die Studierenden dazu angehalten werden zwischen den Einheiten Aufgaben zu lösen, was eine Mitarbeit in der nächsten Einheit aufgrund der Vorbereitung erleichtert. Wer etwas weiß, hat eher etwas zu sagen.

Allerdings blieb in der besagten Diskussionsrunde der Wunsch bestehen Mitarbeit während den synchronen Phasen zu bewerten. Dies haben wir auf zweierlei Weise diskutiert:

Lessons Learned

Ich habe – so wie viele andere Lehrende auch – in den letzten Wochen viel darüber nachgedacht, welche Lernergebnisse aus den vergangenen Monaten für die bevorstehenden Lehr-Lernarrangements verwertbar sind. Folgende Liste möchte ich teilen: Es kann sehr verführerisch sein, synchrone Online-Lehre in großen Gruppen eher an der Methode Vortrag auszurichten. Als gewohnte Redner*in schien es mir leichter Dinge zu erzählen und zu zeigen. 50 schwarze Rechtecke mit Namen und Kürzel drinnen sind mir jedoch zu wenig als potentiell lernende Gegenüber.

Perspektivenwechsel

Wichtig ist, Studierende, die von der Bildfläche „verschwinden“ oder „verloren gegangen sind“ zu kontaktieren und zu versuchen wieder mit ins Boot zu holen, wenn es die eigenen Zeitkapazitäten erlauben. Dabei ist zusätzlich zu beachten, dass manche Studierende sich in Situationen befinden, die ein synchrones Studieren erschweren. Herr Fink rät Lehrenden, den Studierenden möglichst menschlich begegnen.

Unbehaglichkeit

Die Suppe reicht für 3-4 großzügige Porttionen und heilt zumindest physische Unbehaglichkeit. Mentales Unbehagen befällt mich bei der Berichterstattung über die vom Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführte Umfrage zur Wissenschaftsfreiheit.

Weihnachtszeit ist Vorlesungszeit

In unserer Position als Lehrende erhalten wir von Lernenden einen Vertrauensvorsprung an unsere fachliche Expertise. Zusätzlich wird uns in dieser Rolle eher „geglaubt“ – wir sind immerhin im Auftrag der Wissenschaft unterwegs**.
Wer glaubt, diese inhaltlichen Entscheidungen seien manchmal schwierig zu treffen, möge sich in die Lage die Verantwortlichen von Weihnachtsvorlesungen versetzen. Weihnachtsvorlesungen sind an vielen Universitäten Tradition.