„Was machen wir denn nun wegen ChatGPT“?

ChatGPT bzw. generative KI-Sprachmodelle sind aktuell durch die vielen Diskussionen an Hochschulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen nicht mehr zu ignorieren. Dieser Beitrag besteht aus der inneren Diskussion, die ich aktuell führe – nicht zuletzt deswegen, um zu entscheiden, wie ich Lehrende dahingehend beraten soll bzw. möchte.

Meine Probleme mit ChatGPT:

  • Anwendungen wie ChatGPT benötigen einen Account, um sie nutzen zu können. Grundsätzlich bin ich dagegen, dass Studierende einen Account bei etwaigen Anwendungen anlegen müssen, um an einer Lehrveranstaltung teilzunehmen (ausgenommen bestimmte IT-Veranstaltungen o.ä.).
  • Anwendungen wie ChatGPT entsprechen nicht den europäischen Datenschutz Richtlinien (die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Daten, auch personenbezogenen Daten an dritte geliefert werden)
  • ChatGPT-Nutzungen, benötigen, ebenso wie Google-Anfragen, unglaubliche Mengen an Strom

Weitere Herausforderungen, wie die Ausbeutung von Arbeiter*innen, die die Programme „anlernen“ sind in diesem Blogbeitrag zu finden: https://autumm.edtech.fm/2023/01/18/prior-to-or-instead-of-using-chatgpt-with-your-students/. Hier werden auch konkrete Lernziele vorgeschlagen, die vor dem Einsatz von ChatGPT in der Lehre mit den Studierenden erreicht werden sollten, z.B. konkrete Aufklärung, was KI eigentlich ist sowie Themen über Datenschutz, sozialen Impakt etc. Die Kollegin spricht darüber zudem in der folgende Podcast-Folge: https://teachinginhighered.com/podcast/chatgpt-and-good-intentions-in-higher-ed/

Warum ich (damit meine ich mich als Person, nicht unseren Berufsstand o.ä.) ChatGPT als Lehrende und als Hochschuldidaktikerin sowie Hochschulberaterin nicht ignorieren kann:

  • An vielen Hochschulen ist das Entwickeln und Programmieren von KI-Anwendungen Inhalt und Lernziel in IT-Studiengängen. Es wäre vermessen, etwas zu ignorieren oder gar zu verbieten, das Studieninhalt in der gleichen Institution ist.
  • Komplexe KI-Anwendungen werden offenbar immer mehr Platz in unseren Lebensrealitäten einnehmen. Der (kritische) Umgang mit KI wird dementsprechend eine Kompetenzanforderung werden, die in unseren Lehrveranstaltungen und Curricula Platz finden soll/muss. Hierzu gibt der deutsche KI-Campus gute Hinweise und Impulse: https://ki-campus.org/
  • KI bzw. in diesem Fall generative KI-Sprachmodelle können einen Beitrag leisten, die Hochschullehre positiv zu verändern: Einerseits kann tatsächlich Entlastung der Lehrenden in ihrem Workload entstehen, damit sie mehr Zeit haben für die Lernzielerreichung der Studierenden (z.B. durch mehr Feedbackschleifen o.ä.). Andererseits müssen wir unsere Aufgabenstellung für die Leistungsüberprüfung überdenken: Zusammenfassungen oder schriftliche Kommentare können sehr leicht mittels ChatGPT generiert werden (wobei das natürlich eine Erschleichung der Leistung seitens der Studierenden wäre). Vielleicht macht es Sinn andere Aufgabenstellungen zu überlegen, bzw. wieder vermehrt mündliche Leistungen in die Lehre zu integrieren. Auch muss hinterfragt werden, welche Kompetenzziele sich lohnen. Der Behauptung, Studierenden müssten nur wissen, wie sie etwas finden oder wo es steht, stimme ich nicht zu! Studierenden müssen Professionswissen abrufen können und über einen Fundus verfügen, um kreative, innovative Lösungen im Berufsleben zu generieren.

Wie wir Anwendungen wie ChatGPT in der Lehre anwenden können:

  • ChatGPT kann uns einen spannenden, provozierenden, lustigen Einstieg in ein Thema vorschlagen.
  • Wir können uns einen Vorschlag für Themen (als Brainstorming) zu einem bestimmten Lehrveranstaltungsinhalt holen.
  • ChatGPT kann Lernziele recht gut formulieren, bzw. einen ersten Aufschlag machen.
  • Wir können uns Fälle erstellen lassen und diese mit den Studierenden diskutieren.
  • Im Bereich Quellenkritik kann ein von ChatGPT generierter Text als Vorlage dienen, um zu üben Quellen zu finden und kritisch zu reflektieren.
  • KI bietet eine gute Möglichkeit über kritische Medienkompetenz zu sprechen und konkret an diesbezüglichen Lernzielen zu arbeiten.

Dies sind natürlich nur ein paar Beispiele. Wichtig ist immer auf Datenschutz zu achten (z.B. wenn ich studentische Arbeiten in ChatGPT eingebe, um ein Feedback zu erstellen o.ä.). Weitere Ideen liefert diese Podcast-Folge: https://teachinginhighered.com/podcast/how-artificial-intelligence-is-impacting-higher-education/, dieses Video, das mit der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik entstanden ist: https://www.youtube.com/watch?v=DtmhamuT5As sowie dieses Dokument der TU München: https://www.prolehre.tum.de/fileadmin/w00btq/www/Angebote_Broschueren_Handreichungen/prolehre-handreichung-chatgpt-v2.1.pdf

An der Fachhochschule St Pölten erarbeiten wir gerade Leitlinien als Empfehlungen für Studierende und Lehrende zu dem Thema. Da werden Grundsätze aufgelistet, wie „be aware“ oder „be transparent“ oder auch „try to prove and to disprove“. Meine Empfehlung ist dringend mit den Studierenden darüber zu sprechen. Wer sich aufschlauen möchte, zu KI und zum Beispiel Unterschied zwischen Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen kann sich diesen People’s User Guide durchlesen: https://alliedmedia.org/resources/peoples-guide-to-ai

Ich wünsche euch viel Energie beim Reinfuchsen in die Thematik und bei der Meinungsfindung!

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