Being in Relation

In Österreich hat das Wintersemester bereits gestartet; in Deutschland stehen der Semesterstart und damit die ersten Lehrveranstaltungseinheiten vor der Tür. In diesen ersten Einheiten wird der Ton gesetzt – es entsteht eine Atmosphäre – für die gemeinsame Arbeit an der Erreichung der Lehr-Lernziele. Somit bietet sich der jetzige Zeitpunkt besonders an, sich mit Strategien für den Beziehungsaufbau mit den Studierenden auseinanderzusetzen.

Graphical abstract zur Forschung und dem Beziehungskonzept für die Lehre

Es gibt Hinweise aus der Lehr-Lernforschung, dass eine positive/gelungene Beziehung zwischen Lehrenden und Studierenden Einfluss auf die Mitarbeit der Studierenden bzw. das studentische Engagement während der Lehrveranstaltung hat (siehe dazu u.a. Bain 2004, Hattie 2014; Feldmann 2005; Martin/Dowson 2009). Dass eine aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung einen positiven Einfluss auf den Lernerfolg hat, scheint plausibel.

Um Beziehungsgestaltung in Handlungen in der Lehre zu übersetzen, habe ich im Rahmen der Keynote zum E-Learning-Tag der Fachhochschule Joanneum einen Konzeptionalisierungsvorschlag (nach Hagenauer/Volet 2014) gemacht. Auch habe ich Ergebnisse aus meinem aktuellen Forschungsprojekt zum Thema „Beziehungsgestaltung in der Online-Lehre“ präsentiert.

Im Rahmen dieser Forschung haben Lehrende Strategien genannt, um Beziehung zu Studierenden aktiv zu gestalten. Die am häufigsten genannten möchte ich hier teilen. Sie lassen sich in zwei Kategorien einteilen:

Lernzielunabhängige Strategien:

  • Die Namen der Studierenden merken, bzw. Studierende mit Namen ansprechen
  • Über sich selbst bzw. den eigenen Bezug zum Thema sprechen und die eigene Faszination am Inhalt bzw. Forschungsbereich teilen
  • Ehrliche Anteilnahme am Befinden der Studierenden
  • Erreichbarkeit durch Sprechstunden, Chats und E-Mail

Lernzielabhängige Strategien:

  • Interaktive Methoden, die Einblicke in die Gedankenwelt der Studierenden erlauben
  • Kollektives und persönliches Feedback
  • Transparente Darstellung von Lernzielen und LV-Struktur, die das Interesse an den studentischen Lernprozessen deutlich macht

Deutlich ist, dass bereits kleine Bemühungen ohne Vorbereitungsaufwand sehr viel Potential für eine positive Beziehungsgestaltung mit Studierenden beinhalten. Es macht Sinn dies bereits bei der ersten Lehrveranstaltungseinheit oder der Vorbesprechung mitzudenken und so den Ton für die Veranstaltung zu setzen.

Ich wünsche euch viel Freude damit und Studierende, die Interesse an diesen Angeboten zeigen und ihren Teil der Beziehungsgestaltung erfüllen.

Einen tollen Semesterstart!

Literatur

Bain, Ken (2004). What the best college teachers do. Harvard University Press. 
Feldman, Kenneth A. (2007). Identifying exemplary teachers and teaching evidence from student ratings. In: Perry, Raymond P. and Smart, John C. (eds.), The Scholarship of Teaching and Learning in Higher Education: An Evidence-Based Perspective. Springer, 93-143
Hagenauer, Gerda & Volet, Simone E. (2014). Student-teacher relationship at university: an important yet under-researched field. Oxford Review of Education, 40(3), 370-388.
Hattie, J. (2014): Which Strategies Best Enhance Teaching and Learning in Higher Education? In: Maschek, d./Hammer Yost, E. (Hrsg.): Empirical Research in Teaching and Learning. Wiley Blackwell,  p. 130-143.
Martin, Andrew J./ Dowson, Martin (2009). Interpersonal Relationships, Motivation, Engagement, and Achievement: Yields for Theory, Current Issues, and Educational Practice. Review of Educational Research, 79(1), 327–365.

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