Der Mut und die Didaktik

In Rahmen vergangener didaktischer Weiterbildungen ist mir aufgefallen, dass Lehrende – insbesondere an Hochschulen aber auch aus anderen Institutionen stammend – nicht mehr so sosehr den Sinn studierendenorientierter Lehre infrage stellen, sondern vielmehr damit hadern, mutig zu sein. Aus einer ersten Perspektive betrachtet, ist dies erfreulich: Keine langwierigen, manchmal missionarisch anmutenden Diskussionen über den Sinn von Lernzielen und methodischer Inszenierung, die Aufgabe als Hochschullehrende*r uvm. Es steht nun der nächste Schritt bevor, mit der Frage: Was braucht es, um neue Lehr-Lern-Formate in der Praxis umzusetzen?

Eine kurze Recherche genügt um zu erkennen: Mut hat als Schlüsselkompetenz von Lehrenden in den Fachdiskurs Einzug gefunden. Hier geht es konkret um Mut für Neues. Dabei ist möglicherweise das eigentlich Mutige das Überwinden der eigenen Angst vor Scheitern und natürlich auch vor dem offenen Ausgang. Vielleicht ist das Neue aber auch die Beziehung zu den Studierenden und es geht gar nicht nur um Methodenexperimente.

Die vorläufige Liste von Momenten des Muts würde dann folgendermaßen aus

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sehen:

  • Mut in einer etablierten, manchmal starren Fachkultur neue didaktische Methoden auszuprobieren, neue Szenarien zu entwickeln sogar einen neuen Umgang mit Studierenden zu pflegen.
  • Mut die situative Wirkoffenheit von geplanten Lehr-Lern-Szenarien auszuhalten.
  • Mut sich nicht vorzunehmen Distanz den Studierenden gegenüber zu wahren sondern Beziehung herzustellen.
  • Mut etwas von sich selbst zu zeigen, sich nicht hinter Inhalt und Symbolik zu verstecken.

Sehr anregend für die Praxis ist der Anspruch Mut zu haben, um Diskussionen zuzulassen und den Mut diese dann auch wieder abzubrechen*. Das heißt, die eigene Rolle als Gruppenleitung wahrzunehmen, immer mit dem Ziel, möglichst hochwertige, nachhaltige Lernergebnisse zu ermöglichen.

Das letzte Mal, als ich mir selbst gedacht habe, „du bist jetzt aber schon sehr mutig“, habe ich mir mein fertiges Lehrveranstaltungsdesign angeschaut und bemerkt, dass es sehr voll ist und die Zeit recht eng bemessen. Manchmal heißt didaktischer Mut eben auch, mehr inhaltliche Punkte machen zu wollen, mehr Lernaktivitäten zu inszenieren. Dann hat Mut auch etwas mit Hoffnung zu tun.

Ich wünsche allen sehr viel Mut für das neue Semester und freue mich mit allen, die sich trauen.

 

 

*Kergel, David/Heidekamp, Birte (Hrsg.): Praxishandbuch Habitussensibilität und Diversität in der Hochschullehre. Wiesbaden: VS Verlag. S. 755.

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