Abschied von Wegwerf-Aufgaben – ein Versuch
Dieses Semester habe ich mir für eine Lehrveranstaltung im Masterstudium „Erwachsenen- und Weiterbildung“ vorgenommen keine Wegwerf-Aufgaben an die Studierenden zu stellen. Rückblickend ertappe ich mich dabei, wie ich häufig Aufgaben konstruiert habe, die zwar mit einem konkreten Lernziel versehen waren und häufig auch eine kurzweilige, interessante Methode beinhalteten, jedoch keinen deutlichen Mehrwert über die Veranstaltung hinaus zu bieten hatten.
Der neue Plan besteht darin, dass die Studierenden nur Aufgaben erledigen sollen, auf die sie Feedback erhalten, die sie untereinander teilen und/oder die ihnen selbst für das weitere Studium, die eigenen wissenschaftliche Tätigkeit oder das spätere Berufsleben nützlich sind.
Das bedeutet konkret, dass die Lernziele nicht nur der inhaltlichen Kompetenzentwicklung dienen sollen, sondern auch einen praktischen, vielleicht sogar alltäglichen Kontext enthalten sollen. Die entsprechenden Methoden ermöglichen zusätzlich Austausch und Feedback.
Ein Beispiel
Lernziel: Die Studierenden machen sich schriftliche Gedanken über Professionalität in der Erwachsenenbildung. Dabei beziehen sie selbst Position und nutzen ihre bisherigen Lernergebnisse aus dem Studium. Sie üben sich darin, ihre öffentliche Stimme als Wissenschaftler*innen und Erwachsenenbildner*innen verantwortungsbewusst einzusetzen und zu reflektieren.
Methoden: Weblog und Kommentare
Ein weiteres Beispiel zur Veranschaulichung
In der gleichen Veranstaltung werden bei der Arbeit mit Texten viele verschieden Ziele verfolgt:
- Selbstständige Auswahl eines wissenschaftlichen Textes
- Reduktion der Hauptaussagen
- Deutliche und eindeutige Visualisierung der Hauptaussagen als didaktische Aufgabe
- Peer-Feedback
- Sammlung von gut strukturierten, komprimierten Texten für die weitere akademische und zukünftige berufliche Arbeit
Die Studierenden sollten demnach ihre Texte im Rahmen eines Steckbriefs auf die Hauptaussagen reduzieren und diese zusätzlich visualisieren. Danach geben sie sich gegenseitig Feedback auf diese Aufgabe. Die Texte werden gesammelt und in einheitlichem Design für alle zur Verfügung gestellt. Zusätzlich waren einige der Texte die Grundlage um didaktisches Handeln praktisch einzuüben1.
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Ich bin mir dabei sehr bewusst, dass sich das Fach, das ich unterrichten darf, sehr anbietet solche Aufgaben zu stellen. Viele Disziplinen und die zugehörigen Lehrveranstaltungen beinhalten – insbesondere in den Grundlagenveranstaltungen – z.T. sehr technische Inhalte, die eingeübt werden müssen. Die Anwendung einer mathematischen Formel, eines chemischen Modells oder eines statistischen Verfahrens muss zuerst geübt werden. Hier bedarf es besonderer Kreativität und wohl ein erheblicher Mehraufwand einen solchen alltäglichen, lebensweltlichen Kontext bei der Aufgabenkonstruktion mit zu denken. Allerdings kann es bereits reichen, die Lernenden zu beauftragen für jede Aufgabe eine kurze Notiz für sich selbst zu machen, welche persönlichen Hürden die Aufgabe beinhaltet hat und welche Strategien sie zur Lösung angewendet haben.
Egal in welchem Kontext und in welchem Ausmaß, der Erfolg der Aufgabe steht in direktem Zusammenhang mit der gelungenen Aufgabenstellung. Die folgende Anleitung ArbeitsauftragErstellen beschreibt, was bei der Vergabe eines Auftrags an die Lernenden zu beachten ist.
Ich wünsche viel Spaß beim Aufgaben vergeben und die gelungeneb Ergebnisse feiern!
1 Der Aufbau des Kurses ist in diesem Dokument: Seminarplan_EWB_SoSe2019_LD sowie im Download Bereich zu finden.
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